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Hochspannungs-Gleichstrom-Leitungen

HGÜ-Testzentrum lässt es blitzen

15 Meter hoher Impuls­generator und 13 Meter hoher HVDC-Generator © Dorothe Lunte​/​TU Dortmund
Der neue 15 Meter hohe Impuls­generator – links im Bild – und der 13 Meter hohe HVDC-Generator sind zentrale Bauteile einer aktuellen Testreihe im HGÜ-Zentrum der TU Dort­mund. Dabei geht es auch um die Folgen bei extremen Wetterlagen, wenn Blitze bei­spiels­weise auf Hochspannungsleitungen treffen oder starker Wind, Vereisung und Schneefall aufkommen.

Die im HGÜ-Testzentrum der TU Dort­mund bearbeiteten Projekte liegen im Bereich der Stromnetze. Diese müssen zunehmend Strom aus regenerativen Quellen trans­por­tie­ren, der sehr schwankend erzeugt wird. Hinzu kommt, dass grenzüberschreitender Energiehandel zunimmt. Diesen neuen He­raus­for­de­rung­en müssen die Netze standhalten. Sie müssen sicher und zuverlässig betrieben wer­den können, alle Netzkomponenten müssen aufeinander abgestimmt wer­den.

„Schalt- oder Blitzstoß mit überlagertem DC-Offset“ lautet der Forschungsauftrag. Konkret geht es um neue Hochspannungs-Gleichstrom(DC)-Leitungen, die regenerativ erzeugten Strom von Nord- nach Süd­deutsch­land trans­por­tie­ren. Diese Energie fließt über Leitungen, die an hohen Masten hängen oder in der Erde verlegt wer­den.

Wie müssen die Leitungen, die zu­künf­tig Spannungen bis zu 500.000 Volt und mehr trans­por­tie­ren sollen, nachhaltig isoliert sein? Was passiert, wenn ein Blitz in solch eine Leitung einschlägt? Wie müssen die dann folgenden Spannungsimpulse verarbeitet wer­den? Wie kann man so ein System ohne große Schäden trennen und wieder verbinden? Bekannt sind die Aus­wir­kungen von herkömmlichen Impulsformen. Im HGÜ wer­den dazu Vergleiche zu den neuartigen zeitlich langen Impulsformen in Gleichstromnetzen durch­ge­führt. „Diese Untersuchungen gab es bislang so nicht“, sagt Joachim Berns vom Bereich für Hoch­spannungs­technik der Fa­kul­tät für Elektrotechnik und In­for­ma­tions­tech­nik unter Leitung von Prof. Frank Jenau.

Die für diese Fragen erforderliche Impulsprüftechnik mit Gleichstrom-Kopplung ist bislang nicht kommerziell zu erwerben. Gründe dafür sind die engen Zeitfenster, in denen die Technik für die Über­tra­gung riesiger Strom­mengen „stehen“ muss, damit die Energie­wende gelingt und Ökostrom aus Nord­deutsch­land zu Verbrauchern in Süd­deutsch­land kommt. Konventionelle Impulsgeneratoren, die bislang die Blitze und andere Impulse erzeugten, können den besonderen prüftechnischen An­for­der­ungen nicht gerecht wer­den. Mit dem Versuchsaufbau im HGÜ können Schaltimpulse nachgebildet wer­den, die in zukünftigen Höchstspannungs-Gleichstromleitungen auf­tre­ten wer­den.