Die Professur für Mikro- und Nanoelektronik der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik stellt sich vor
Was und wo haben Sie studiert und wodurch kam Ihre Leidenschaft für dieses Fach?
Prof. Dr.-Ing. Stefan Tappertzhofen: Ich habe Elektrotechnik und Informationstechnik an der RWTH Aachen studiert und dort auch promoviert. In der Schule lag mir Physik und Informatik - und Geschichte, was eine komische Kombination abgab. Eine wirkliche Leidenschaft für mein Fach ist vielleicht erst im Hauptstudium und in der Promotionszeit entstanden, als man einen Schwerpunkt wählen konnte und gemerkt hat, wie Dinge zusammenhängen. Ich muss zugeben, dass mir mein heutiger Schwerpunkt, die Mikro- und Nanoelektronik, auch anfangs so interessant vorkam, weil die Arbeit im Reinraum etwas von „CSI“ hatte.
Welche Forschungsthemen bearbeiten Sie und was begeistert Sie daran am meisten?
Prof. Dr.-Ing. Stefan Tappertzhofen: Ich habe bislang an so genannten Memristoren gearbeitet. Das sind winzige Bauelemente, bei denen der Widerstand spezieller Materialien durch Spannungssignale geändert werden kann. Aktuell wird deren Einsatz im Rahmen künstlicher Intelligenz erforscht, weil sie das Verhalten von biologischen Synapsen nachbilden können. Aber man kann mit ihnen noch viel mehr machen. Memristoren basieren auf elektronischen und chemischen Vorgängen, die sich auf der atomaren Skala bewegen, deren Erforschung und Kontrolle recht anspruchsvoll ist. Manche Materialien zeigen nicht nur memristives Verhalten, sondern auch andere interessante funktionale Eigenschaften, wie Piezo- oder Ferroelektrizität. Mit diesen Materialien versuchen wir energiesparsame Nanoelektronik oder neuartige Sensoren zu entwickeln. Selbst im Bereich der Quantentechnologien und Photonik können wir memristive Eigenschaften nutzen.
Wie können sich Studierende in Ihre Forschung einbringen?
Prof. Dr.-Ing. Stefan Tappertzhofen: Unsere Bachelor- und Masterarbeiten behandeln aktuelle Themen und Fragestellungen der Forschung. Es werden neue Herstellungsmethoden, Simulationsmodelle, Schaltungskonzepte oder ganze Messsysteme entwickelt. Als studentische Hilfskraft kann man auch außerhalb von Abschlussarbeiten hier direkt mitwirken. Sehr oft bilden die Ergebnisse von Studierenden dann die Grundlage wissenschaftlicher Publikationen. Für mich als Student war das sehr motivierend.
Sie haben Ihren Ruf zum Sommersemester 2020 angenommen und Ihr Start war direkt mit der digitalen Lehre verknüpft. Welche Herausforderungen waren damit verbunden?
Prof. Dr.-Ing. Stefan Tappertzhofen: Mein Dienstbeginn war der 01. April 2020. Das ist ja an sich schon ein besonderes Datum. Ich glaube das Wintersemester ist für mich mit einem Grundlagenmodul eine größere Herausforderung als das Sommersemester - hier hatte ich nur Schwerpunktfächer für höhere Semester. Sich mit Studenten austauschen zu können, das fehlt jetzt natürlich. Das ist auch ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit, für die ich mich entschieden habe. Ich glaube, andere Berufsgruppen und auch gerade die Studierenden stehen gerade vor ganz anderen Herausforderungen, als bellende Hunde oder klingelnde Paketboten, während man eine Vorlesung aufnimmt.
Was sind Ihre Tipps für ein erfolgreiches Studium?
Prof. Dr.-Ing. Stefan Tappertzhofen: Als ich angefangen habe zu studieren, sagte man uns: „Welche Prüfung auch immer die nächste sein sollte, die stressigste haben die meisten von uns schon hinter uns: die Führerscheinprüfung.“ Rückblickend betrachtet, stimmt das auch ein wenig. Was mir aber wirklich, vor allem am Anfang das Uni-Leben gerettet hat, war meine Lerngruppe. Wenn Sie als Gruppe lernen gemeinsam Probleme zu lösen, haben Sie vermutlich das Wichtigste gelernt, was wir Ihnen im Studium beibringen können. Aber denken Sie bitte nicht nur technisch, als Ingenieur werden Sie vielleicht einmal etwas Neues entwickeln. Machen Sie sich Gedanken darüber, welche Konsequenzen Ihre Arbeit haben kann.