Die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik besetzt Professuren für Embedded Systems und Energieeffizienz neu
Was und wo haben Sie studiert und wodurch kam Ihre Leidenschaft für dieses Fach?
Prof. Dr.-Ing. Selma Saidi: „Nach meinem Informatikstudium habe ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität von Grenoble in Frankreich meinen Doktortitel erworben. Zu der Zeit habe ich mit VERIMAG, eines der führenden Forschungszentren im Bereich Embedded Systems und STMicroelectronics, ein ebenfalls führender Konzern im Halbleiterdesign, zusammengearbeitet. Embedded Systems zeichnen sich dadurch aus, dass sie gegenüber Standardcomputern nur über begrenzte Ressourcen verfügen und für einen speziellen Einsatzbereich optimiert sind. Zu nennen sind hier Autonomes Fahren, Avionics und Internet der Dinge. Die besondere Ingenieurskunst liegt vor allem in Design und Analyse von Embedded Systems, was ein tiefes Verständnis von Soft- und Hardwarekomponenten, sowie dessen Anwendungsbereichs voraussetzt. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit Embedded Systems geprägt von ständiger Bereicherung und kontinuierlichem Lernen.“
Prof. Dr.-Ing. Timm Faulwasser: „Ich habe Technische Kybernetik an der Universität Stuttgart mit Abschluss als Diplomingenieur studiert. Meine Motivation in Stuttgart zu studieren war die Möglichkeit im Hauptstudium eine spannende Kombination aus methoden-orientierten systemtheoretischen und regelungstechnischen Fächern mit der Vertiefungsrichtung Technikphilosophie und Wissenschaftstheorie zu realisieren. Diese interdisziplinäre Mischung aus Technik, Mathematik und Philosophie hat es mir ermöglicht mich an unterschiedlichen wissenschaftlichen Stationen – bspw. im Promotionsstudium in der International Max Planck Research School Magdeburg oder als Postdoktorand an der EPFL – schnell in neue Themen einzuarbeiten und mir diese aus kybernetischer Sicht zu erschließen.“
Welche Forschungsthemen bearbeiten Sie und was begeistert Sie daran am meisten?
Prof. Dr.-Ing. Selma Saidi: „Besonders gefällt mir die Arbeit am Design auf Systemlevel, um die Zusammenarbeit von Hard- und Software und ihrer Umgebung zu untersuchen, wodurch sich das komplexe Verhalten der Systeme modellieren lässt. Mit dem Ausbau der Vernetzung in der heutigen Zeit wird auch der Einsatz von Embedded Systems immer vielfältiger. Deswegen erfordert das Ausarbeiten innovativer Lösungen neue Denkansätze und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Forschungsbereichen. Interdisziplinäres Arbeiten kann mich dabei nicht nur besonders herausfordern, sondern auch unglaublich faszinieren.“
Prof. Dr.-Ing. Timm Faulwasser: „In meiner Forschung geht es – in zwei Worten – um Digitalisierung und Dekarbonisierung. Wir erforschen neue Methoden zur Steuerung und Regelung cyber-physisch vernetzter dynamischer (Energie-) Systeme. Dabei kombinieren wir Ansätze aus Regelungstechnik, Systemtheorie, Angewandter Mathematik und Informatik. Besonderen Fokus richten wir dabei auf fundamentale und anwendungsspezifische Probleme im Kontext von Energiewende und Klimawandel. Beispiele sind:
- optimierungsbasierte Methoden zur Automation Sektor-gekoppelter Energiesysteme,
- die Berücksichtigung von Unsicherheiten in Modellen zur Abschätzung makro-ökonomischer Folgen des Klimawandels, und
- lernende Algorithmen zur Effizienzsteigerung in Energieanlagen.
Die Wirkmächtigkeit abstrakter kybernetischer Methoden zur Lösung konkreter technischer Probleme im Kontext dynamischer Systeme begeistert mich schon seit dem Studium. Darüber hinaus ist es mein Ansporn in Forschung und Lehre einen Beitrag zum nachhaltigen Erfolg der Energiewende zu leisten. Das bedeutet unter anderem die kommende Generation von Ingenieurinnen so auszubilden, dass die Dekarbonisierung, die Defossilierung und die Digitalisierung der Energieversorgung, bei gleichzeitiger Erhaltung von Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit, Realität wird.“
Wie können sich Studierende in Ihre Forschung einbringen?
Prof. Dr.-Ing. Selma Saidi: „Ich freue mich über Unterstützung bei unserer Forschung durch Studierende aus jedem Semester. Sowohl Projektgruppen als auch Vorlesungen und andere Lehrveranstaltungen versuche ich, möglichst nah an der aktuellen Forschung auszurichten, sodass bei dem ein oder anderen das Interesse für Embedded Systems geweckt werden kann. In diesem Semester startet meine neue Vorlesung über Hardware und Software Codesign und darüber hinaus eine Projektgruppe, die eine virtuelle Plattform für autonome Multicore Systeme erarbeiten wird. Bachelor und Masterarbeiten sind jederzeit zu vergeben an Studierende, die in diesem Bereich etwas Neues lernen wollen. Darüber sind motivierte Hiwis jederzeit am Arbeitsgebiet willkommen.“
Prof. Dr.-Ing. Timm Faulwasser: „Ein Professor, mit dem ich sehr erfolgreich zusammengearbeitet habe, pflegt zu sagen: „Motivated and creative students are the key asset for successful research“. In diesem Sinne habe ich viele sehr tolle Erfahrungen damit gemacht, motivierte StudentInnen als studentische Hilfskräfte, Bacheloranden und Masteranden direkt in Forschungsprojekte einzubinden und auf diesem Wege auf Abschlussarbeiten, auf eine Promotion oder eine forschungsnahe Tätigkeit in der Industrie vorzubereiten. Wer sich angesprochen fühlt und Interesse an unserer Forschung hat, schreibe bitte eine E-Mail an timm.faulwasser@tu-dortmund.de.“
Was sind Ihre Tipps für ein erfolgreiches Studium?
Prof. Dr.-Ing. Selma Saidi: „Meiner Ansicht nach sollte ein erfolgreiches Studium immer eine gute Mischung aus Grundlagen der Elektronik, Informationstechnik und Informatik, z.B. digitale Schaltungen, Grundlagen der Kommunikationstechnik und Computer Architekturen, in Verbindung mit der Auseinandersetzung mit innovativen und aktuellen Tools und Methoden, die Forschung und industrielle Entwicklung voranbringen sein. Das versuche ich, stets als Orientierung und Handwerkszeug an meine Studis weiterzugeben.“
Prof. Dr.-Ing. Timm Faulwasser: „Der Physiker und Nobelpreisgewinner Max Planck sagte „dem Anwenden muss das Erkennen vorrausgehen“. In diesem Sinne verstehe ich das Studium, und dies nicht nur in der Physik, als die Lebensphase in der die Methodenkompetenz des „Erkennens“ erworben und geschult wird. Daher rate ich explizit im Studium, gerade im Bereich der Wahlfächer, nicht nur den energieeffizientesten Weg zur Sammlung der erforderlichen Credits in kürzester Zeit zu bestreiten, sondern sich spannende und fordernde Vorlesungen herauszusuchen, mit wissenschaftlicher Neugier und Leidenschaft die vielfältigen Lehrangebote der TU Dortmund zu nutzen und auch einmal thematisch links und rechts zu schauen. Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft brauchen – heute mehr denn je –themenspezifische SpezialistInnen und generalistische BrückenbauerInnen zwischen Themen und Disziplinen.“